Meine Freundin Andrea war zu Besuch. Unter ihren Arm war kein Blumenstrauß geklemmt, sondern ein großer Büschel wunderbarer Rhabarber. Sie ist eine faszinierende Person, mit ihrer 96jährigen Schwiegermutter bewirtschaftet sie einen riesigen Gemüsegarten. Natürlich nennt Andrea auch eine Streuobstwiese und sogar ein Stück eines Weinberges ihr eigen. So kann es sein, dass sie mir Ende Mai eine Rote Bete mitbringt, die sie den Winter über in Sand gelagert hat. Natürlich prall und frisch!
Nun hatte ich also ganz viel Rhabarber zum Verarbeiten. Ich schnitt ihn mit ins Gemüse und das war echt lecker, buk Kuchen damit usw. Jetzt kommen meine Mädels und ich will ihnen etwas Leckeres servieren. Da Emma mit ihren vier Jahren bestimmt nicht auf Rhabarber steht, beschloss ich kurzerhand zwei Strudel zu backen. Natürlich vegan und möglichst ohne Industriezucker. Versuch gelungen, würde ich sagen!
Bekannt ist der Rhabarber, weil er relativ viel Oxalsäure enthält und deshalb auch nur bis Ende Juni geerntet werden darf. Es ist nämlich besser, Oxalsäure nicht in zu großen Mengen zu konsumieren, da sie bei der Entstehung von Nierensteinen förderlich sein soll und Mineralstoffe an sich binden kann. Davon hat der Rhabarber allerdings reichlich. Außerdem Vitamin C und A (Carotin), die unter anderem für schöne Haut und Bindegewebe sorgen. B1 und 2, plus Niacin sorgen für ein funktionierendes Immun- und Soffwechselsystem. Für den sauren Geschmack sorgen Äpfel- und Citronensäuren.
Wer Rhabarber mag, freut sich natürlich sowieso jedes Jahr auf die kurze Genusszeit. Ich wollte einfach mal was Neues probieren und hatte so Lust auf Strudel. Mittlerweile habe ich zwei Arten der Füllung ausprobiert. Das erste Mal einfach mit Tofu gemixt mit Sojasahne. Da dies etwas grießelig wurde, das nächste Mal mit Sojaquark. Allerdings war das nicht viel anders, wahrscheinlich bewirkt das einfach der hohe Säuregehalt des Rhabarbers. Dem Geschmack hat das aber keinen Abbruch geleistet.
Veganer Strudelteig aus Vollkornmehl wird schnell trocken und rissig. Deshalb habe ich ein Dinkelmehl Typ 1050 gekauft, es liegt so zwischen Vollkorn und Weißmehl. Super hat das funktioniert!
Eigentlich ist es keine große Sache, Strudelteig vegan zuzubereiten. Mehl, Öl, Wasser und einen Schuss Essig, mehr braucht es nicht.
Zum guten Schluß habe ich noch eine Vanillesoße aus Mandelmilchdrink dazu gemacht, einfach köstlich!
Zutaten
Teig:
300 g Dinkelmehl Typ 1050
1 Esslöffel Öl
1 Esslöffel Apfelessig
150 ml lauwarmes Wasser
Füllung 1:
450 g geschälte Äpfel in Scheiben
Rosinen und Zimt nach Geschmack
Füllung 2:
450 g geschnittenen Rhabarber
100 ml Sojasahne mit 100 g Tofu gemixt
(oder 300 g Sojaquark)
3 Esslöffel Xucker oder Vollrohrzucker
Zimt
Für den Strudelteig alle „nassen“ Zutaten vermengen und mit dem Mehl verkneten. Der Teig sollte sich nach einer kurzen Knetzeit zu einer Kugel formen. Sollte er noch zu klebrig sein, einfach etwas zusätzliches Mehl zugeben.
Nun die Teigkugel mit Öl bestreichen und abgedeckt 30 Minuten ruhen lassen.
Ich hatte sehr schrumpelige Äpfel, deshalb habe ich sie geschält und geschnitten gewogen. Wir mögen Rosinen, deshalb habe ich eine Hand voll dazugegeben. Mit etwas Zimt ist diese Füllung schon fertig.
Für die zweite Füllung wird der Rhabarber in kleine Stücke geschnitten. Ich hatte weder Seidentofu, noch Sojaquark zuhause, deshalb habe ich Tofu und Sojasahne gemixt. Bei meinem ersten Versuch habe ich Xucker, also Birkenzucker, dazugegeben. Der zweite Versuch war dann mir Sojaquark und Vollrohrzucker. Zimt darf bei mir nicht fehlen.
Wenn die halbe Stunde um ist, den Teig in zwei Teil schneiden. Ein sauberes Geschirrtuch ausbreiten und mit Mehl bestäuben. Die Teighälften nacheinander mit einem Nudelholz hauchdünn ausrollen. Die Füllungen darauf verteilen, dabei an jeder Seite einen Rand freilassen. Die kurzen Ränder nach innen klappen und mit Hilfe des Geschirrtuches die Strudel einrollen. Ich habe sie noch mit Sojasahne bestrichen.
Beide Strudel auf ein gefettetes oder mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben. Bei 175 Grad Ober- / Unterhitze circa 25 bis 30 Minuten im vorgeheizten Backofen backen.
Die Strudel schmecken sowohl heiß, lauwarm als auch kalt. Eine Vanillesoße passt natürlich genial dazu. Gerne die vegane Variante!
Vanillesoße
750 ml Mandelmilch
30 g Stärke
3 Esslöffel Birkenzucker
1 Esslöffel Vanilleessenz
Etwas von der Mandelmilch in eine Tasse geben und die Stärke darin auflösen (verrühren). Nun die restliche Mandelmilch in einem Topf zum Kochen bringen. Kurz von der Herdplatte nehmen und die aufgelöste Stärke und die Vanille einrühren. Wieder auf die heiße Herdplatte stellen und kurz aufkochen lassen. Fertig!
Wir fanden diese Variante des Strudels richtig lecker und kein Krümel ist übrig geblieben.
Bon Appetit
Ottilie